Tiefe Unternehmenssteuern, kantonale Sonderregeln und leichter Zugang zu günstigen Krediten für Handelsgeschäfte machen den Standort Schweiz attraktiv für Rohstofffirmen. Hinzu kommen die gesellschaftliche Stabilität und die gute Lebensqualität. Laut Strafrechtsprofessor Mark Pieth sind aber das Bankgeheimnis und die sehr tiefe Regulierungsdichte die entscheidenden Faktoren, dass sich gerade die Schweiz zum Rohstoff-Handelsplatz Nummer eins entwickelt hat.
Glencore (Xstrata) und Trafigura sind zwei Unternehmen, die von der Schweiz aus ihre Milliardengeschäfte betreiben. (Rohstoffe, das gefährlichste Geschäft der Schweiz, Erklärung von Bern 2011). Der weltweit tätige Megakonzern Glencore in Baar vereinigt die ganze Kette zwischen Abbau, Lagerung, Transport und Handel von Rohstoffen unter einem Firmendach. Welche Folgen der Abbau im Tagebauverfahren von Kohle, Kupfer und weiteren Metallen auf die ArbeiterInnen und die in deren Umgebung lebende Bevölkerung hat, wird im Buch von Multiwatch (Hrsg.) Milliarden mit Rohstoffen eindrücklich dargestellt. Trafigura mit Büros in Genf und Luzern ist ebenfalls weltweit tätig. Das Unternehmen besitzt Kupfer-, Blei- und Zinkminen, lagert, transportiert und handelt mit Metallen, Mineralien, Kohle und Öl. Trafiguras Abfall-Odyssee kann ebenfalls im erwähnten Buch der EvB nachgelesen werden.
2011 wurden 2634 Tonnen Rohgold im Wert von 95 Milliarden Franken importiert und 1794 Tonnen im Wert von 75 Milliarden Franken exportiert. Das sind rund 2/3 des weltweit gehandelten Goldes. 60 Prozent der Welt-Goldproduktion wird in der Schweiz raffiniert. Vier der grössten Goldraffinierien arbeiten in der Schweiz: Metalor, Neuenburg ist die Nummer 1 der Welt, Valcambi Balerna, belegt den 2. Platz, Pamp SA, Castel San Pietro den 6. Platz und ARGOR-HERAEUS SA in Mendrisio Platz 7. Gegen diese Goldraffinierie hat die Bundesanwaltschaft ein Verfahren eröffnet. Die Firma soll geplündertes Gold aus einem bewaffneten Konflikt im Kongo verarbeitet oder „gewaschen“ und damit schuldig gemacht haben.
Der im Mai 2014 veröffentlichte rechtsvergleichende Bericht anerkennt die schweren Auswirkungen von Menschenrechtsverletzungen und Umweltverschmutzung durch multinationale Unternehmen, das Reputationsrisiko und die “grosse Verantwortung der Schweiz” und schlägt verschiedene Handlungsoptionen vor. Der Bundesrat schiebt aber gleichzeitig die Verantwortung dafür an das Parlament.
Im Dezember 2012 hiess der Nationalrat ausserdem das Postulat Von Graffenried gut, welches vom Bundesrat bis 2014 die Ausarbeitung einer Strategie zur Umsetzung der von der UNO verabschiedeten Ruggie-Leitlinien verlangt.